Eine Werkstatt-Ausstellung mit Ludmilla Bartscht, Isabelle Krötsch, Claudia Lieb, Juno Pilgram, Bine Meyer, Katharina Netolitzky, Uli Oesterle, Ronja Paffrath, Juno Pilgram, Paul Rietzl, Frank Schmolke, Barbara Yelin und Yinfinity
Wann:
Wo: Literaturhaus München (Foyer, 3. Obergeschoss), Eintritt frei
Reiche Stadt, arme Stadt – München ist die Heimat der Saturierten und Etablierten, der Schickis und Schlaffis. Aber auch die Stadt der Wohnungssuchenden und Workaholics, der Flüchtlinge und Obdachlosen. Zwölf Zeichner und Zeichnerinnen haben beide Seiten Münchens untersucht: Wo prallen die Extreme aufeinander? Was verbindet Neuankömmlinge und Alteingesessene? Wo ist die Stadt weltoffen und zugänglich, wo ist sie zugeknöpft und abweisend?
Entstanden sind Comic-Reportagen, dokumentarische Bildergeschichten und freie Zeichnungsserien über Fremdheit und Freundschaft, Verlustängste und Hoffnungen, Konventionen und Krisen, über die Ablehnung des Unvertrauten und das Aufbegehren gegen das allzu Angepasste.
In einer Werkstatt im Münchner Literaturhaus haben sich die Zeichner in den Osterferien ausgetauscht und gemeinsam gearbeitet. Einige brachten bereits bestehende Projekte mit.
Uli Oesterle nähert sich beispielsweise in einer neuen Graphic Novel dem Leben seines alkoholkranken Vaters, der nach einem Schicksalsschlag in die Münchner Obdachlosenszene gerät. Das Buch soll 2017 erscheinen. Frank Schmolke treibt seine Geschichte über einen Münchner Taxifahrer voran, der einen Ausweg aus dem monotonen Nachtleben sucht und von einem Neustart auf La Gomera träumt, geplanter Erscheinungstermin ist 2017. Bine Mayer zeichnet an einem Comic zum Thema Flucht, basierend auf Interviews, die sie mit minderjährigen Flüchtlingen führte.
Andere Zeichner wollten ihr Thema vor Ort entdecken und sind beim Ausschwärmen auf überraschende Geschichten gestoßen.
Sie skizzierten auf der Treppe des Nationaltheaters, im Café oder auf Baustellen. Sie kamen ins Gespräch mit Besuchern des Michael Jackson-Memorials am Bayerischen Hof, einem Ort, an dem Missverstandene und Weltverbesserer, Promis, Groupies und Heimatlose aufeinandertreffen. Der Geschichte dieses Denkmals zeichnerisch nachzugehen, hat sich Ludmilla Bartscht vorgenommen. Katharina Netolitzky hat in der Werkstatt eine Kurzgeschichte entwickelt, die ihre Kindheitserinnerungen an zwei Flüchtlingskinder aus dem Kosovo mit aktuellen Gedanken zum Thema verbindet. Und Barbara Yelin beschäftigt die Frage, wie sich Orte im Laufe der Zeit verändern. Sie recherchierte zwei Geschichten über Löcher, von ihrem Elternhaus und die überwucherten Fundamente der „Ehrentempel“ der Nazis in der Brienner Straße.
Was die Ergebnisse der Werkstatt zeigen: Wenn man zeichnet, guckt man anders. Orte, Szenen, Menschen rücken plötzlich viel deutlicher ins Blickfeld. Und man sieht die eigene Stadt so, wie man sie vorher noch nie wahrgenommen hat. Von diesen Entdeckungen erzählen die Geschichten der zwölf Comiczeichner in der Ausstellung „Gestrandet & verwurzelt“.
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